Sonntag, 30. November 2014

Moonlight Wandering

"Und? Dann ist es eben so!" schrie ich und zerknüllte das Papier auf dem Tisch.
Zeichnungen und Schriften, sie waren nichts wert unter diesen Umständen.
"Du meinst ich kann das nicht."
"Du meinst ich werde nicht."
"Was habe ich dir gesagt? Ich war bereits hundert Mal in Situationen welche ich akzeptierte! Doch diesmal? Wieso sollte ich das Glück an mir vorbeiziehen lassen?"
Mein Blick wurde kälter als sonst.
So war ich doch sonst immer eine warme Person.
"Du hast doch keine Ahnung."
"Romantik ist heutzutage sowieso tot."
Ich schritt aus dem Raum und knallte die Tür hinter mir zu.
'Was wissen Sie schon?' dachte ich mir, packte meine Jacke, zog meine Stiefel an und verließ die Wohnung. Raus in die Kälte. Herbst, Winter, das Wetter schien sich nicht entscheiden zu wollen zu welcher Jahreszeit es gehörte. Es war so kalt dass ich zum Kettenraucher wurde sobald ich atmete. Die dünne kalte Luft erfüllte meine Lunge und schmerzte genauso sehr wie die Enttäuschung tief in mir.
Vielleicht hatten Sie ja recht. Aber war es nicht die Versuche wert? Den Kampf? Wer keine Risiken eingeht bleibt stecken. Es geht um Entwicklung! Darum es wenigstens versucht zu haben!

Ich schritt unter den Straßenlaternen weiter ohne Ziel. Das Orange hatte etwas quälendes. Es war wunderschön, erwärmend, doch konnte eben dies nur innerhalb der Nacht wirklich zu voller Geltung kommen, gerade dann wenn niemand hinsah.
Die Metapher erinnerte mich an sovieles was ich bereits erlebt hatte.
Ich musste kurz lächeln. Wie ironisch. Ich war so versessen auf Symbolik und Metaphern.
Leise seufzte ich und blieb stehen. Schon lange hatte ich vergessen wo mich meine Füße hinführten.
Ich sah mich um. Nichts als orangenes Licht, endlose Straßen und die Ruhe der Nacht umgaben mich.

Vorsichtig lehnte ich gegen eine Steinmauer und glitt diese hinab.
Alles war schwer.
Oder?
Ich wusste es nicht.
Dieses Gefühl der Hin und Hergerissenheit verfolgte mich.
Zwischen Himmel und Hölle lebte ich.
Doch das war uns in die Wiege gelegt, schließlich sind wir alle Heuchler.
Ich sah zu meiner Rechten und sah Klippen voller Rot, Hitze und Verzweiflung.
Sah zu meiner Linken und sah einen Himmel voller Blau und Weiß, Wärme, Freiheit.
Auf beide Seiten ließ ich meine Hände in diese Bilder gleiten und schloss meine Augen.

Wo ging ich wirklich hin? Wo war mein Ziel?

Ich stand auf, klopfte mir den Staub von den Schultern.
Die Kälte war nichts.
Sie durfte nichts sein.
Ich öffnete meine Augen.
Es musste weitergehen. Egal, wer hinter mir stand.

Ich musste weitergehen. Alles andere war egal.
Wieder auf das besinnen was vor Jahren war.
Wieder auf mich besinnen.
Die eigenen Schlachten mussten alleine geschlagen werden. Ich war nichts anderes gewohnt.

Montag, 21. Juli 2014

Rock on, Rock on!

Es war der Wahnsinn.
Die Musik wurde immer lauter.
Ich lies mich absolut fallen.
Alle anwesenden Personen verschmolzen regelrecht und wurden zu einem Tornado aus Lichtern, Bewegungen und Rockmusik.
Und ich war mittendrin, wurde mitgerissen, spürte die Musik, spürte jeden Beat, die Lyrik sprach mir aus dem Herz und meine Haare flogen von einer Seite zu der Anderen.
Der Kerl neben mir schrie auf und warf seine Arme in die Luft.
"Wahnsinn!"dachte ich.
Ich liebte den Rock. Die Konzerte. Die Stimmung.
Der Sänger von "For Us Comes Knowledge" (Kurz: FUCK) sang seine abschließende Strophe:

"You can't keep me,
You can't heal me.
So why do we stay here?
Why do you fear me?
Why do you run from me?
Why do you

Run Run Run
From Me!
"

Alle Lichter erloschen und dieser kurze Moment von Stille, welcher sich über die Menge ausbreitete, war herrlich.
Eine Mädchenstimme schrie auf und alle stiegen ein. Sie gröllten und feierten und stampften und applaudierten.
Eines der besten Konzerte meines Lebens.

Im Club konnte man wieder den Rauch an der Decke fliegen sehen, als wäre es ein eigener kleiner giftiger Himmel. Ein paar betrunkene Jugendliche drückten sich an mir vorbei, Richtung Bühne, auf welcher Joe R. Karenina, der Drummer von FUCK, (das R. ist stumm, er hasste seinen Mittelnamen) sein Autogramm nur alzu gerne auf Brüste aller Alterklassen gab.
Ich schüttelte den Kopf und musste über ihn lachen, schließlich blieb er seit Jahren die gleiche Person mit den gleichen Vorlieben.
Nachdem ich ein paar Personen aus dem Weg geschoben habe und den Andrang von quietschenden Mädchen überlebte, gelang ich endlich zur Bar.
"Na du, wie immer ein super Konzert oder?" sprach der stämmige Barkeerper zu mir.
Mit seinem Vollbart und seiner langen gelockten Mähne sah er für mich immer wieder aus wie die Mischung aus einem Löwen und einem Bären.
"Was soll man von unseren Jungs erwarten? Sie sind gut wie immer. Nur sollten sie vielleicht nicht jede zweite Woche den Bandnamen ändern, denkst du nicht?" antwortete ich und wir lachten gemeinsam.
Er klopfte mir mit seiner flachen Hand auf die Schulter und durch die Wucht blieb mir für eine Sekunde die Luft weg. Verdammt war seine Hand groß.
"Alles Gute zum Geburtstag übrigens. Wie alt bist du jetzt? Zwanzig?"
"Dreiundzwanzig."
"Darauf müssen wir doch glatt einen trinken!" lachte er wieder auf und ich fragte mich ob er nicht irgendwo in seinem Körper eine Bassanlage versteckte, da sein Lachen fast schon mehr Wucht hatte als das Konzert.
Ich schüttelte den Kopf und schob den Shot zurück, welchen er vor mich stellte.
"Du kennst mich doch."
Er lächelte und trank den Shot selber, ohne das Gesicht zu verziehen oder ein Wort zu sagen.

Langsam aber sicher kamen die Jungs der Band FUCK zu uns und bevor ich mich versah saß ich auf ihren Schultern. Und die nächste Band spielte auf der Bühne los.

"One Three Five Seven,
You can't expect to kiss this face anymore.
You can't expect to kiss this face anymore.
You're nothing but a male whore!
"

Der Gesang der Sängerin war nicht gerade der Beste, aber Gott gab die Gitarre etwas her. Als hätten alle nur darauf gewartet sprang die Menge auf und warf wieder die Arme in die Luft. Die Leute um mich herum feierten mich und tanzten. Sie besangen mich und bespritzten mich mit was auch immer sie gerade in der Hand hatten.
Ich lachte, feierte, warf auch meine Arme in die Höhe, schrie los, fühlte mich unsterblich.
Mein Blut kochte und ich verlor mich wieder in der Musik. In dem Rhytmus des Beats, in dem Rhytmus der Bewegungen der Leute neben mir.
Diese Nacht sollte unsterblich werden.

"You'll remember my kiss until the end of time,
my poison will flood your veins.
There is no woman in your life but me! I wont succumb to thee!"


Doch dann erhaschten meine Augen etwas an der Tür, schräg mir gegenüber.
"FUCK!" schrie ich auf.
Alle Bandmitglieder von Fuck sahen zu mir und bemerkten dass nicht sie gemeint waren. Sie verfolgten die Richtung meines Blickes.
"Fuck." entwich es Joe.

Tausend Erinnerungen durchfluteten mich.
Ein sanfter Kuss. Sex unter der Dusche. Ihre Augen und Blicke.
Ein Gespräch.
Ich: "Es wird nie wie bei deinem Ex laufen, oder?"
Sie: "Nein natürlich nicht. Ich gehöre nur dir."

Sie:"Ich finde wir sollten eine Beziehungspause einlegen."
Ich:"Ja okay. Wenn dich das glücklich macht... Hauptsache wir funktionieren."

Sie:"Bitte wirf mir nicht vor nicht mein Bestes zu geben. Ich werde immer mit dir zusammen an uns arbeiten!"
Ich:"Du machst mich so froh. Ich liebe dich."
Sie:"Ich dich auch."

Am Morgen danach; ein einziger Anruf und meine Welt lag in Scherben. Alles nur eine große Lüge.

Da stand Sie in der Tür und dazu auch noch mit einem Kerl.
Meine Ex.